Zurück zur ÜbersichtNadelmethode

Orte identifizieren und analysieren

Bürgerbeteiligungsverfahren


Bei dieser Methode werden von den beteiligten Menschen verschiedenfarbige Nadeln auf eine große Karte gesteckt, um Orte im Wohnumfeld zu lokalisieren und nach bestimmten Kriterien zu beschreiben. Das können Orte der medizinischen Versorgung wie Arztpraxen, der Erholung wie Grünanlagen, der Nahversorgung oder informelle Treffpunkte sein. Auch Mängel wie bauliche Barrieren oder eine schlechte bzw. fehlende Infrastruktur können damit visualisiert werden. Bewohnerinnen und Bewohner werden bei dieser Methode auf bestimmte Orte in ihrem Wohnumfeld angesprochen und die Aussagen auf einer Karte markiert.

Für die erfolgreiche Umsetzung braucht es eine klar formulierte Fragestellung oder Zielsetzung und eindeutige Kriterien für die Auswahl der Orte. Die Methode liefert keine tiefergehenden Aussagen über die Qualität der Orte. Dazu braucht es in der Regel dann weiterführende Methoden, beispielsweise Stadtteilbegehungen oder tiefergehende Befragungen.

Die Nadelmethode ist in Institutionen (z. B. in Pflegeeinrichtungen) sowie im öffentlichen Raum als mobile und inzwischen auch als digitale Methode umsetzbar.

  • Bürgerinnen und Bürger eines Wohnviertels/Stadtteils oder einer Lebenswelt / eines Settings

  • Benötigtes Material: eine große Stellwand, Kartenmaterial und Stecknadeln in verschiedenen Farben
  • Die Auswahl des Maßstabes beim Kartenmaterial ist – je nach Zielsetzung des Projektes – von großer Bedeutung: Je kleiner der Maßstab, desto präziser und besser erkennbar sind die Elemente der Siedlung. Steht aber der ganze Bezirk oder eine Region im Fokus, ist ein Stadtplan oder ein Gebietsplan mit großem Maßstab notwendig.
  • Die Stellwände mit den Karten sollten an einer zentralen und leicht auffindbaren Stelle aufgebaut werden, so dass die Teilnahme möglichst vieler Menschen ermöglicht wird. Je mehr Menschen „mitnadeln“, desto leichter werden andere zur Nachahmung animiert, und entsprechend höher wird die Beteiligung ausfallen.
  • Die Stellwände können dauerhaft in Einrichtungen (z. B. im Foyer eines Seniorenheims) aufgestellt oder aber auch temporär (z. B. im auf dem Marktplatz, im Rahmen eines Nachbarschafts- oder Stadtteilfestes) platziert werden.
  • Der oder die Projektverantwortliche sollte nach Möglichkeit die Karte im Blick behalten, um ggf. Fragen beantworten zu können bzw. den Menschen selbst Fragen zu stellen und mit diesen ins Gespräch zu kommen.
  • Um Zwischenergebnisse zu sichern, empfiehlt es sich, die Nadeln durch gleichfarbige Klebepunkte zu ersetzen. Dies ermöglicht auch eine spätere Auswertung, bei der die Karte von der Stellwand entfernt werden kann.
  • Sicherheitshalber kann zwischendurch auch eine Digitalfotografie von der genadelten Karte angefertigt werden.

Tipp

Einen hohen Grad an Beteiligung hat die Nadelmethode dann, wenn die Zielgruppe von Anfang an in das Projekt mit involviert wird.

Linktipps

Lesenswert

Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V. / Institut für Gerontologie an der TU Dortmund / Leben im Alter e. V. / Institut für Zukunftsfragen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft der Evangelischen Hochschule Darmstadt (Hrsg.): Gesundheit gemeinsam vor Ort gestalten – Bürgerbeteiligung ermöglichen. Band 1. Dortmund/Bocholt/Darmstadt: 2020.
Das Handbuch zeigt anhand des Projekts „Gesundheitszentrum Spork“ Möglichkeiten auf, wie ältere Menschen in die Entwicklung von Gesundheitsangeboten vor Ort einbezogen werden können. In der Handbuchreihe sind noch drei weitere Ausgaben zum Aufbau von Netzwerken, zur ehrenamtlichen Gesundheitsbegleitung sowie zu rechtlichen und Finanzierungsfragen. Die Handbücher stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung https://www.gz-ludgerushof.de/handbuchreihe/.

Initiative Allianz für Beteiligung e.V. (Hrsg.): (Neu)Land gestalten - Methoden und Praxisbeispiele für Bürgerbeteiligung in kleinen Städten und Gemeinden. Stuttgart: 2016.
Dieses Methodenhandbuch zur Bürgerbeteiligung enthält viele praktische Tipps und Beispiele, wie sich vor allem in kleinen Städten und Gemeinden Beteiligungsprozesse erfolgreich gestalten lassen. Die Leserinnen und Leser finden hier viele Anregungen für die Umsetzung von Beteiligung vor Ort.

Stiftung Mitarbeit & ÖGUT (Hrsg.): Bürgerbeteiligung in der Praxis. Ein Methodenhandbuch. Bonn: 2018.
Das Buch unternimmt einen sachkundigen und erfahrungsbasierten Streifzug durch die Welt der dialogischen Bürgerbeteiligung und Demokratie. Von Aktivierender Befragung bis Zukunftskonferenz: die Autorinnen und Autoren stellen erprobte und der (Fach-)Öffentlichkeit geläufige Methoden der Bürgerbeteiligung vor und beschreiben auch weniger bekannte Formate und Verfahren. Die Publikation bietet eine Mischung aus alltagsnahem Grundlagenwissen und leicht zu lesendem Methodenkompendium. Viele gute Praxisbeispiele runden das Buch ab.

Dr. Sabine Skutta, Dr. Joß Steinke, et al. (Hrsg.): Digitalisierung und Teilhabe. Mitmachen, mitdenken, mitgestalten! Baden-Baden: 2019.
Mehrere Autorinnen und Autoren gehen in insgesamt 22 Beiträgen auf Grundlegendes, ethische Aspekte und technische Fragen rund um Digitalisierung und Partizipation ein. Unter anderem wird in den Blick genommen, welche Strukturen beispielsweise bei älteren Menschen zu mehr Beteiligung und Teilhabe führen.

  • Technische Voraussetzungen: Projektwebseite mit einer interaktiven Karte; mobile Endgeräte (z. B. Tablet, Smartphones) oder Computer/Laptop
  • Personelle Voraussetzung: verantwortliche Person zum Zusammentragen der Daten; ggf. persönliche Assistenz, die die Teilnehmenden im Umgang mit der Technik unterstützt
  • In einem ersten Schritt wird eine Projektwebseite mit einer interaktiven Karte erstellt. Zu beachten ist, dass die Benutzeroberfläche selbsterklärend (z. B. Legenden, Infografiken) ist, damit alle Teilnehmenden die Karte auch interaktiv nutzen (z. B. Hochladen von Dokumenten) und Ergebnisse (z. B. Informationen zu einem Punkt auf der Karte) einsehen können.
  • Vor dem Start müssen die Teilnehmenden über den Datenschutz aufgeklärt werden. Dies gilt zum einen, wenn interaktive Karten von externen Anbietern genutzt werden. Zum anderen gilt dies, wenn die Teilnehmenden Fotos und Videos von ihrer Umgebung vor Ort machen (z. B. Abbildung dritter Personen).
  • Mit dem Tablet oder Smartphone können die Teilnehmenden Bilder und Videos von der Situation vor Ort machen (z. B. Kreuzungen, hohe Bürgersteige). Auch der Einsatz einer Digitalkamera ist möglich.
  • Über die Website laden die Teilnehmenden ihre Fotos oder Videos hoch und geben zusätzlich Informationen (z. B. Bewertung von Orten) an. Die Inhalte können über einen Pin (Stecknadel) dem genauen Ort auf der interaktiven Karte zugeordnet werden. Variation: Die Teilnehmenden schicken ihre Texte und Bilder/Videos an die projektverantwortliche Person, und diese trägt die Daten auf der Karte ein.
  • Bei digitalen Workshops können die Ergebnisse mit den Teilnehmenden diskutiert werden.

Praxisbeispiele

  • Angebot: Praxis-Forschungs-Projekt, bei dem mit ortsansässigen älteren Menschen, ausgewählten Vertreterinnen und Vertretern anderer Generationen, den am Projekt professionell Beteiligten sowie verantwortlichen Akteurinnen und Akteuren Maßnahmen entwickelt wurden.
  • Ziel(e): Verbesserung der Lebensqualität Älterer in einem ruhrgebietstypischen Wohnquartier
  • Kooperation: Fachhochschule Dortmund, ältere Menschen aus Gelsenkirchen (Stadtteil Schalke)
  • Beteiligung: Im Rahmen einer von insgesamt 9 Seniorenkonferenzen planten Seniorinnen und Senioren mit der Nadelmethode Routen durch Schalke, die auf folgende Themen ausgerichtet waren: Sauberkeit und Sicherheit, Wohnen und Wohnumfeld, gemeinschaftliches Zusammenleben, Mobilität und Verkehrssicherheit sowie Öffentlichkeitsarbeit.

  • Angebot: Internetgestützte Datenbank und virtueller Stadtplan zur sozialen und kulturellen Infrastruktur des Sozialraums Schöneberg-Nord
  • Ziele: Angebote der Jugendhilfe in ihrem sozialräumlichen Zusammenhang berlinweit sichtbar und Angebote transparenter machen; Angebote besser aufeinander abstimmen und vernetzen; Ressourcen aufzeigen und sozialräumliche Zusammenhänge visualisieren
  • Kooperation: Verband für sozialkulturelle Arbeit e. V./ Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg (Jugendamt) und Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
  • Beteiligung: Im Kiezatlas gibt es die Möglichkeit, Informationen zu Angeboten und Orten selbstständig einzutragen.

Weitere Informationen

finden Sie unter https://kiezatlas.berlin/

Hinweis

Die Plattform Kiezatlas nutzt eine Open-Source-Software und kann somit auch in anderen Zusammenhängen genutzt werden.

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