Wie wird eine Depression behandelt?

Eine depressive Erkrankung kann auch im Alter gut behandelt werden, doch die Behandlung benötigt Zeit. Die Symptome werden nicht direkt nach dem Start der Therapie vollständig verschwinden. Eine wichtige Rolle bei der Wahl der Behandlung spielen vor allem der Schwere­grad der Depression sowie die Lebensumstände und Bedürfnisse der betroffenen Person. Welche Behandlung für Sie am besten geeignet ist, entscheiden Sie zusammen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt bzw. Ihrer Psycho­thera­peutin oder Ihrem Psycho­thera­peuten.

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Faltblatt "Depression im Alter"

Die Depression gehört neben der Demenz zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter. Dieses Faltblatt klärt auf und gibt wertvolle Tipps für Betroffene und Angehörige.

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Behandlung von Depressionen im Alter

Obwohl auch für ältere Menschen gute Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen, werden diese häufig nicht genutzt. Hierfür gibt es eine Reihe von Gründen:

  • Im höheren Alter liegen neben der Depression oft noch andere Erkrankungen vor. Diese können die Depression überlagern und verdecken. Schlafstörungen, Erschöpfungsgefühle, Appetitstörungen und andere Krankheitszeichen der Depression werden dann als Folge dieser anderen Erkrankungen gesehen, nicht als Zeichen einer eigenständigen Depression.
  • Betroffene und Angehörige neigen dazu, die von der Depression bedingte Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit vorschnell als „nachvollziehbare Reaktion“ auf körperliche Beeinträchtigungen, erlittene Verluste oder andere schmerzliche Erlebnisse des Alters zurückzuführen. Dies ist insofern problematisch, als die Depression dann als eigenständige Erkrankung weder erkannt noch ernst genommen – und somit auch nicht konsequent behandelt – wird.
  • Die Behandlung mit Antidepressiva gestaltet sich oft komplizierter. Viele ältere Menschen nehmen bereits mehrere Medikamente ein, somit müssen Wechselwirkungen und Verträglichkeitsprobleme beachtet werden. Psychotherapeutische Angebote erreichen ältere Menschen zudem deutlich seltener als jüngere.

Anlaufstellen für eine Behandlung

  • Meist erfolgt die Behandlung durch die Hausärztin oder den Hausarzt.
  • Es kann sinnvoll sein, eine Fachärztin oder einen Facharzt aufzusuchen. Denn Begleiterkrankungen und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten machen die Behandlung möglicherweise komplizierter. Zuständig sind hier Psychiaterinnen und Psychiater sowie Nervenärztinnen und Nervenärzte. Sie können sowohl medikamentös als auch psychotherapeutisch behandeln.
  • Eine Psychotherapie wird häufig auch durch Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten durchgeführt, diese haben eine spezielle Ausbildung.
  • Manche Depressionen können ambulant nicht ausreichend behandelt werden. Dann kann eine vorübergehende Behandlung in einer psychiatrischen Klinik oder Tagesklinik ratsam sein. Hier werden die Patienten und Patientinnen durch ein Team aus verschiedenen Berufsgruppen betreut und erhalten meist ein vielfältiges Behandlungsangebot. Dieses besteht u. a. aus Arzneimitteltherapie, Psychotherapie, Ergo-, Physio- und Kunsttherapie.

Behandlungsmöglichkeiten bei einer Depression

Die zwei wichtigsten Bausteine um eine Depression zu behandeln, sind Medikamente und die Psychotherapie. Beide Behandlungsformen können auch kombiniert werden. In der Regel übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Behandlungskosten für Medikamente und Psychotherapie.

Mögliche Behandlungsformen

Antidepressiva

Meist erfolgt die Behandlung mit sogenannten Antidepressiva. Diese bringen die depressiven Krankheitsphasen zum Abklingen und können das Risiko verringern, dass eine depressive Episode wieder auftritt. Im Gegensatz zu einem Teil der Schlaf- und Beruhigungsmittel machen Antidepressiva nicht süchtig und verändern auch nicht Ihre Persönlichkeit.

Wirkung

Antidepressiva müssen regelmäßig eingenommen werden, um ihre Wirkung zu entfalten. In der Regel dauert es zwei Wochen, bis die Wirkung eintritt. Bei älteren Menschen kann dies auch bis zu vier Wochen dauern. Nicht immer wirkt bereits der erste Behandlungsversuch mit einem Antidepressivum. Manchmal wird auch das Medikament nicht vertragen. Dann muss ein erneuter Anlauf mit einem anderen Arzneimittel oder einer anderen -kombination erfolgen. In den allermeisten Fällen gelingt es jedoch, Medikamente zu finden, die wirken und auch vertragen werden.

Absetzen

Nach dem Abklingen der depressiven Symptome sollten Antidepressiva nicht sofort abgesetzt werden. Sie wirken nicht nur gegen die Depression, sondern verringern auch deutlich die Möglichkeit eines Rückfalls oder eines Wiederauftretens der Depression. Gemeinsam mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin sollten Sie besprechen, wie lange eine rückfallverhütende Behandlung in Ihrem Fall zu empfehlen ist.

Unter den verschiedenen Psychotherapieformen ist die Wirksamkeit der sogenannten Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) mit Abstand am besten belegt. In regelmäßigen Sitzungen mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten lernen Sie hier zum Beispiel, einerseits mit belastenden Situationen des Alltags besser umzugehen und Selbstüberforderungen zu vermeiden, andererseits auch negative Gedankenmuster und endloses Grübeln zu verändern. In Deutschland werden die Kosten auf Antrag bei der Krankenkasse in der Regel übernommen.

Therapiedauer

Bei einer Psychotherapie ist es – ähnlich wie bei den Medikamenten – wichtig, dass Sie regelmäßig teilnehmen und aktiv mitarbeiten. Nur so kann eine Wirkung erzielt werden. Die Dauer einer Psychotherapie ist von Fall zu Fall verschieden. Meist erstreckt sie sich über mindestens zwölf Sitzungen (mit ein oder zwei Sitzungen pro Woche), oft auch deutlich länger.

Therapieeinstieg

Bevor Sie eine Psychotherapie beginnen, findet für gewöhnlich zunächst eine Sprechstunde mit der Psychotherapeutin oder dem Psychotherapeuten statt. Bei diesem Gespräch kann eine erste Diagnose gestellt werden. Weiterhin wird entschieden, ob eine ambulante Psychotherapie ratsam ist oder ob z. B. eine Behandlung in einer Klinik hilfreicher wäre.

Im Anschluss erfolgen zwei bis vier sogenannte „probatorische Sitzungen“, die in jedem Fall von der Krankenkasse bezahlt werden. Diese Sitzungen bieten Ihnen und der Therapeutin oder dem Therapeuten die Möglichkeit, sich kennenzulernen und zu entscheiden, ob eine Therapie bei der Kasse beantragt werden soll. Eine Psychotherapie kann als Einzeltherapie, als Gruppentherapie oder als Kombination aus beidem beantragt werden. Gruppentherapien werden jedoch nicht in jeder psychotherapeutischen Praxis angeboten. Manche Praxen bieten inzwischen auch Videosprechstunden an.

Neben der Behandlung mit Medikamenten und mit Psychotherapie gibt es einige weitere, gut bewährte Möglichkeiten der Therapie. Am häufigsten werden sie in Kliniken angewendet und dort auch von der Krankenkasse bezahlt.

Wachtherapie

Bei der Wachtherapie (auch „Schlafentzugstherapie“) bleiben die Patientinnen bzw. Patienten meistens in der zweiten Nachthälfte wach, manchmal auch die ganze Nacht. Das führt bei der Mehrheit der Betroffenen zu einer plötzlichen und deutlichen Stimmungsverbesserung in den frühen Morgenstunden. Diese hält den nächsten Tag an. Nach dem Schlaf in der darauffolgenden Nacht kehrt die Depression jedoch meist zurück.

Lichttherapie

Die Lichttherapie (auch „Phototherapie“) kommt vor allem bei der sogenannten Winterdepression („saisonal abhängige Depression“) zum Einsatz, also bei jahreszeitlich bedingten depressiven Erkrankungen. Die Patientin oder der Patient setzt sich dabei täglich für etwa eine halbe Stunde vor eine spezielle Lampe, die sehr helles Licht abgibt. Eine erste Verbesserung zeigt sich meist nach ca. einer Woche.

Elektroheilbehandlung

Die Elektroheilbehandlung (auch „Elektrokonvulsionstherapie“ oder „Elektrokrampftherapie“) wird vor allem bei schweren Depressionen eingesetzt bzw. bei Depressionsformen, die nicht auf eine Behandlung ansprechen. Die Methode ist sehr wirksam und erzielt vor allem bei älteren Betroffenen gute Erfolge. Auch bei völlig verzweifelten Patienten, die seit vielen Monaten unter schwersten Depressionen leiden, bringt sie die Krankheit zum Abklingen.

Bei dieser Behandlung erhält die Patientin oder der Patient zunächst eine Kurznarkose und ein muskelentspannendes Mittel. Über Elektroden (also elektrisch leitende Klebeplättchen) an der Kopfhaut werden nun Stromimpulse geleitet, die einen Krampfanfall wie bei einer Epilepsie auslösen. Durch das muskelentspannende Mittel nimmt die Patientin bzw. der Patient diesen Krampfanfall in der Narkose nicht wahr, auch äußerlich ist er kaum sichtbar. Die Elektroheilbehandlung wird im Verlauf der folgenden Wochen mehrfach wiederholt. Wie bei anderen medizinischen Eingriffen auch findet vorher ein eingehendes Gespräch über diese Behandlungsform mit der Patientin bzw. dem Patienten statt, meist auch mit den Angehörigen.

iFightDepression

Wenn Sie von einer leichteren Depression betroffen sind, kann Sie das Onlineprogramm "iFightDepression" unterstützen. In Workshops lernen Sie mit der Erkrankung umzugehen und bekommen Tipps für Ihren Alltag. Das Programm muss durch eine Ärztin oder einen Arzt bzw. eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten begleitet werden. "iFightDepression" ist in mehreren Sprachen verfügbar.

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