Sehvermögen erhalten und nutzen

Schlechtes Sehen hat Folgen

Sehen ist in der modernen Welt der wichtigste Sinn, nicht nur um Informationen aufzunehmen, sondern auch um den Kontakt mit anderen Menschen zu gestalten. Wenn das Lesen der Tageszeitung nicht mehr möglich ist, wenn man auf der Straße die Gesichter der entgegen­kommenden Menschen nicht mehr erkennt, dann ist das eine starke Beeinträchtigung. Hinzu kommt, dass Sehprobleme im Alter häufig mitverant­wortlich für Stürze sind. Auch die geistige Leistungs­fähigkeit kann durch Einschränkungen beim Sehen gemindert werden, ferner können sie die Entwicklung einer Depression fördern.

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Faltblatt "Sehen im Alter"

Das Faltblatt klärt auf über Augenerkrankungen und bietet Tipps, um die Sehkraft möglichst lange zu erhalten.

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Eine sorgfältige augenärztliche Untersuchung, die Behandlung von Augenkrankheiten und die Versorgung mit individuell optimal angepassten Sehhilfen und anderen Hilfsmitteln können deshalb viel zu einem gesunden, selbstbestimmten Leben im Alter beitra­gen. Selbst wenn Augenkrankheiten das Sehen verschlechtern, können optische und elektronische Hilfsmittel die Teilnahme am täglichen Leben fördern.

Ältere Menschen scheuen häufig die Kosten für Sehhilfen. Darunter leiden aber die sozialen Kontakte, die Beweglichkeit, die Fähigkeit, beispielsweise die Zeitung zu lesen, fernzusehen und Hobbys auszuüben. So geht Lebensqualität verloren.

Tipps und Hilfsmittel

Brillen

„Ich sehe nicht mehr gut“ - In den allermeisten Fällen steckt hinter dieser Aussage schlicht eine Fehlsichtigkeit. Mit einer individuell angepassten Brille ist das Problem dann schon behoben. Einige Punkte gilt es dabei allerdings zu beachten:

  • Die notwendige Stärke der Gläser sollten Spezialistinnen bzw. Spezialisten exakt ermitteln.
  • Gerade die Augen älterer Menschen sollten regelmäßig untersucht werden. Hat sich die Fehlsichtigkeit geändert, dann muss die Brille hieran angepasst werden.
  • Die Brille sollte gut sitzen, damit keine störenden Druckstellen auftreten.

Spätestens ab dem 50. Lebensjahr benötigt man, wenn sich die sogenannte Alterssichtigkeit eingestellt hat, eine Sehhilfe für das Sehen in der Nähe. Fehlsichtigen Menschen stehen Zweistärkenbrillen (Bifokalbrillen) zur Verfügung, bei denen der obere Teil für das Sehen in der Ferne die nötige Korrektion bietet, der untere das Sehen in der Nähe unterstützt. Auch bei Gleitsichtbrillen ist der obere Teil des Glases für das Sehen in der Ferne gedacht, der untere für die Nahsicht; der Übergang zwischen beiden Bereichen ist gleitend. Eine Gleitsichtbrille ist ein anspruchsvolles optisches Hilfsmittel, das von Fachleuten exakt angepasst werden muss. Wenn ältere Menschen zum ersten Mal eine Gleitsichtbrille erhalten, steigt die Gefahr zu stolpern. Gegebenenfalls ist ein längerer Gewöhnungsprozess an die neue Brille erforderlich. Für feine Naharbeiten und für das Lesen im Bett ist es eventuell hilfreich, sich zusätzlich eine Nahbrille anzuschaffen. Für das Arbeiten am Computer gibt es Brillen, die genau auf das Sehen im Abstand zum Monitor abgestimmt sind.

Nur Fachleute wie Augenoptikerinnen und Augenoptiker sollten Hilfsmittel anpassen und abgeben, auch für das Training im Umgang mit den Hilfsmitteln sind sie die richtigen Ansprechpersonen.

Autor: Dr. rer. nat. Andreas Berke

Lupen

Für bestimmte Tätigkeiten benutzen viele ältere Menschen gern eine Lupe. Allerdings bietet sie nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Vergrößerung. Als einfache Faustregel gilt:

  • Eine große Lupe liefert eine geringe Vergrößerung.
  • Eine kleine Lupe kann eine höhere Vergrößerung erreichen.

Wichtig ist in jedem Fall eine gute Beleuchtung. Manche Lupen verfügen über eine eingebaute Lampe. Das zusätzliche Licht erleich­tert das Lesen sowie Hand- oder andere Naharbeiten. Welche Lupe den individuellen Anforderungen optimal gerecht wird, lässt sich nur bei einer fachkundigen Beratung klären.

Autor: Dr. rer. nat. Andreas Berke

Lupenbrillen

Lupenbrillen können oft trotz einer Beeinträchtigung des Sehvermögens die Lesefähigkeit deutlich verbessern. Sie sind handlich, vielseitig einsetzbar und jederzeit verfügbar.

Ihre Handhabung erfordert allerdings etwas Übung. Mit einer Lupenbrille können Objekte, die sich sehr nah vor dem Auge befin­den, scharf gesehen werden. Die verkürzte Entfernung etwa beim Lesen ist allerdings ungewohnt und fällt auf. Wer mit einer Lupenbrille liest, bekommt häufig Kommentare zu hören. „Die kurze Distanz schadet den Augen“, heißt es da oder auch: „Das gibt Verkrampfungen und Ermüdungserscheinungen.“

Dabei schadet die geringe Leseentfernung den Augen sehbehinderter Menschen überhaupt nicht. Ermüdungserscheinungen können durch eine falsche Körperhaltung auftreten. Hier können ein Leseständer oder ein Lesepult Abhilfe schaffen, Fachleute halten weitere hilfreiche Tipps bereit.

Die Kosten für eine Lupenbrille werden, wenn sie augenärztlich verordnet wurde, häufig von der Krankenkasse übernommen.

Autor: Dr. rer. nat. Andreas Berke

Bildschirmlesegeräte

Bei hochgradigen Sehbehinderungen sind Bildschirmlesegeräte eine Möglichkeit, die Lesefähigkeit zu erhalten. Das Lesegerät kann mit einem Klick schwarzen Text auf weißem Grund in weißen Text auf schwarzem Grund umwandeln, was bei manchen Sehbehinderungen hilfreich ist. Zudem lässt sich die Schrift sehr stark vergrößern.

Bildschirmlesegeräte werden von Augenärzten verordnet. Um das Lesegerät problemlos bedienen zu können, ist eine sorgfältige Einführung durch eine Augenoptikerin oder einen -optiker sinnvoll. Der Einsatz ist an einen festen Ort gebunden.

Bei augenärztlicher Verordnung werden die Kosten für ein Bildschirmlesegerät teilweise von der Krankenkasse übernommen.

Selbsthilfeverbände halten weitere Informationen zu Hilfsmitteln für sehbehinderte Menschen bereit.

Autor: Dr. rer. nat. Andreas Berke

Beleuchtung optimieren

Ein älteres Auge benötigt erheblich mehr Licht als ein junges. Im Wohnumfeld älterer Menschen spielt die Beleuchtung daher eine besonders große Rolle. Zum Teil sind es ganz einfache Dinge, mit denen sich die Umgebung angenehm hell und deutlich gestalten lässt. Wenn man trotz optimal angepasster Brille Texte nicht mehr lesen kann, kann eine bessere Beleuchtung die Situation schlag­artig ändern: Eine einfache Leseleuchte sorgt dafür, dass der Spaß an der Lektüre zurückkehrt.

Bei einem Rundgang durch die Wohnung lässt sich prüfen, ob die Lichtverhältnisse überall den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner angepasst sind. Eine gute Beleuchtung ist blendfrei, sorgt für gleichmäßig helles, angenehmes Licht. Dafür sind Lichtquellen mit einem großen Durchmesser gut geeignet; und wo immer es möglich ist, sollte der Raum mit indirektem Licht aus­geleuchtet werden. Punktuell bietet dann eine Leseleuchte dort Unterstützung, wo sie besonders gefragt ist.

Viele ältere Menschen wollen vielleicht mit schwachen Lampen Strom sparen, aber eine gute Beleuchtung - besonders Tageslicht oder Tageslichtlampen - trägt nicht nur zu einem besseren Sehvermögen bei, sondern auch zu einem gesteigerten Wohlbefinden. Moderne Leuchtmittel verbrauchen zudem wenig Strom und halten sehr lange.

Moderne Leuchtmittel schaffen auch mit wenig Energie eine angenehm helle Umgebung.

Blendung vermeiden

Ältere Augen werden leicht geblendet, dadurch kann das Wohlbefinden leiden und die Sehleistung kann drastisch sinken. Zu große Helligkeitsunterschiede sorgen für eine Blendung, die bei Sehproblemen wie einer beginnenden Linsentrübung noch deutlich ver­stärkt werden kann. Im Freien kann man nicht nur bei strahlendem Sonnenschein geblendet werden, sondern auch bei bedecktem Himmel und an Nebeltagen, wenn das Licht stark gestreut wird.

Mit meist einfachen Maßnahmen ist hier Abhilfe möglich: In Räumen sind glänzende Oberflächen zu vermeiden. Ein blanker Fuß­boden kann mit einem Teppich belegt werden. Tischsets mit glänzenden Oberflächen können durch solche aus Stoff ersetzt werden. Besonders blendempfindliche Menschen sollten ihren Sitzplatz möglichst mit dem Rücken zum Fenster wählen. Im Freien schützen eine Schirmmütze oder ein Hut mit breiter Krempe vor zu hellem Licht, zusätzlich schont eine gute Sonnenbrille die Augen.

Kontraste verstärken

Eine schwächere Wahrnehmung von Kontrasten ist eine ganz normale Alterungserscheinung des Auges. Klare Farben und kräftige Kontraste tragen daher dazu bei, dass sich ältere Menschen bei nachlassendem Sehvermögen in ihrer Umgebung besser orien­tieren können. Ein guter Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund macht Texte besser lesbar. Ebenso trägt eine kontrast­reiche Gestaltung der eigenen Wohnung zu einer höheren Sicherheit und zum Schutz vor Unfällen bei.

Maßnahmen für einen besseren Kontrast sind:

  • Die Kanten von Treppenstufen sind durch eine kontrastreiche Markierung besser zu erkennen.
  • Türrahmen und Handläufe von Treppen heben sich - in einer kräftigen Farbe gestrichen - gut von einer weißen Wand ab.
  • Auch beim Geschirr helfen Kontraste: Helle Speisen sind auf dunklem Geschirr besser zu erkennen.
  • Aufschriften, beispielsweise auf Nahrungsbehältern für Zucker oder Mehl, sollten in einer tiefschwarzen, schnörkellosen Schrift auf hellem Untergrund stehen.
  • Bei guter Beleuchtung werden Kontraste wesentlich besser wahrgenommen.

Wenn das Sehvermögen nachlässt, bekommt die Ordnung eine besondere Bedeutung: Gegenstände sollten möglichst immer am selben Ort stehen. Auf  dem Fußboden dürfen keine Stolpersteine umherliegen, die einen Sturz zur Folge haben können.
Für viele alltägliche Aufgaben gibt es Hilfsmittel, die das Leben erleichtern, wenn die Augen nachlassen: Sprechende Uhren und Waagen sind nur ein Beispiel. Selbsthilfeorganisationen geben gern weiterführende Tipps und Ratschläge.

Mehr Informationen zum Thema

Blickpunkt Auge

Blickpunkt Auge ist ein qualitäts­gesichertes Angebot von Betroffenen für Betroffene und bietet Rat und Hilfe bei Sehverlust. Themen sind unter anderem

  • Grundlegende Fragen zu Augenerkrankungen
  • Sehhilfen und andere Hilfsmittel
  • Rechtliche und finanzielle Ansprüche
  • Tipps, Tricks und Schulungen zur Alltagsbewältigung
  • Schulungen zur sicheren Orientierung im Straßenverkehr

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