Was ist eine Koronare Herzkrankheit?

Bei der Koronaren Herzkrankheit (KHK) kommt es zu Engstellen oder Verschlüssen der Herzkranzgefäße, die für die Durchblutung der Herzmuskulatur verantwortlich sind. Können die Herz­­kranz­­ge­fäße nicht mehr genügend Blut transportieren, dann werden Teile des Herzens nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Folgen können Brustenge (die sogenannte „Angina pectoris“), Herzinfarkte, Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelschwäche sein. Zu Beginn der sogenannten Arterienverkalkung sind meist kaum Beschwerden zu spüren. Häufig treten diese erst dann auf, wenn schon ein Groß­teil des Gefäßes durch Ablagerungen verstopft ist.

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Faltblatt "Koronare Herzkrankheit"

Die Koronare Herzkrankeit ist in Deutschland die häufigste Todes­ursache. Das Faltblatt gibt hilf­reiche Hinweise zur Erkennung und Behand­lung sowie Tipps für Angehörige.

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Verlauf einer Koronaren Herzkrankheit

Besteht eine Engstelle der Herzkranzgefäße, treten bei Anstrengungen – wenn also der Herzmuskel mehr Blut benötigt – häufig Beschwerden wie Brustschmerzen oder Luftnot auf. Das ist die sogenannte „stabile KHK“.

Wenn es zu einem plötzlichen Verschluss eines Herzkranzgefäßes kommt, wird die Herzmuskulatur je nach Größe des Gefäßes akut nicht mehr ausreichend durchblutet. Dann entsteht ein Herzinfarkt: ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss. Der Patient oder die Patientin verspürt hierbei in der Regel einen plötzlich auftretenden anhaltenden Brustschmerz, der von Angstgefühl und Luftnot begleitet sein kann.

Ursachen einer Koronaren Herzkrankheit

Veranlagung

Noch sind die Ursachen für Entstehung und Voranschreiten einer KHK nicht vollständig geklärt. Nach neuesten Erkenntnissen scheint eine genetische Veranlagung für die Erkrankung (erbliche Komponente) eine wichtige Rolle zu spielen. Mittlerweile sind mehrere „Risikogene“ erkannt worden, die bei einem Menschen das Risiko für eine KHK erhöhen. Das heißt, manche Menschen haben von ihrem Erbgut her ein größeres Risiko, an einer KHK zu erkranken, als andere. Ebenso gibt es Familien, in denen eine KHK häufiger auftritt, da das Risiko für eine KHK über die Generationen weitervererbt wurde.

Lebensstil

Auch der Lebensstil hat eine große Bedeutung – Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht sind die hauptsächlichen Risikofaktoren, die zu einer KHK führen können. Weitere Risikofaktoren sind unerkannte oder unbehandelte hohe Cholesterinwerte, ein hoher Blutdruck und eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Insbesondere das sogenannte LDL-Cholesterin („low density lipoprotein“-Cholesterin) spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Engstellen und Verschlüssen der Herzkranzgefäße: Es ist nachgewiesen, dass das Risiko für eine KHK und für Herzinfarkte höher ist, wenn Menschen einen hohen LDL-Cholesterinspiegel im Blut haben.
Die Grundlage von Engstellen und Verschlüssen an den Herzkranzgefäßen sind sogenannte „Plaques“, also Wandunregelmäßigkeiten der Gefäßinnenhaut, an deren Entstehung das LDL-Cholesterin offenbar beteiligt ist. Gefährlich wird es, wenn diese Plaques einreißen („rupturieren“). Darauf kann der Körper – wie sonst bei einer Wunde – mit einem Blutgerinnsel reagieren, das dann das gesamte Gefäß verschließen kann.

Große Studien haben gezeigt, dass Vorbeugung möglich ist: Wer aufhört zu rauchen, sich regelmäßig bewegt und im Falle von Übergewicht sein Körpergewicht reduziert, kann das Risiko vermindern, an einer KHK zu erkranken. Und bei einer bereits vorhandenen KHK verringert man mit einem verbesserten Lebensstil das Risiko für Folgen wie Herzinfarkte, Herzmuskelschwäche oder gar den Tod.

So ergab eine Studie mit rund 20 000 Patienten, die aufgrund eines Verschlusses oder einer starken Verengung eines Herzkranzgefäßes behandelt wurden, dass ein gesunder Lebensstil (also rauchfrei, körperlich aktiv und mit gesunder Ernährung) mit einem 4-fach niedrigeren Risiko verbunden war, innerhalb von sechs Monaten erneut ein „koronares Ereignis“ wie einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herztod zu erleiden (Chow et al. Circulation 2010;121:750-8). Viele Studien belegen zudem, dass es vorteilhaft für KHK-Patienten und -Patientinnen ist, wenn zum einen das LDL-Cholesterin gesenkt und zum anderen Bluthochdruck und eine „Zuckerkrankheit“ gut behandelt werden. Das gilt auch für Betroffene im höheren Alter.

Bei Patienten und Patientinnen mit einer bereits diagnostizierten KHK gilt es also, Risikofaktoren wie z. B. erhöhte LDL-Cholesterinwerte zu erkennen und zu behandeln und einen gesunden Lebensstil zu pflegen.


 

Hinweis

Das höchste Risiko für eine KHK tragen Patienten und Patientinnen, die sowohl eine erbliche Veranlagung für die Erkrankung als auch einen ungesunden Lebensstil haben. Ein erhöhtes genetisches Risiko lässt sich durch einen gesunden Lebensstil verkleinern; umgekehrt erhöht sich das Risiko einer KHK-Erkrankung durch eine ungesunde Lebensweise auch bei Menschen ohne erhöhtes genetisches Risiko.

 

Psychosozialer Stress

Wer unter chronischem Stress leidet, hat ein erhöhtes Risiko für eine KHK und damit für einen Herzinfarkt. Solche Stressfaktoren können z. B. andauernde Probleme oder Überforderung im Alltag, ggf. am Arbeitsplatz (auch bei geringfügig Beschäftigten) und/oder starke familiäre Konflikte sein. Auch der kürzliche Verlust eines nahen Angehörigen gilt als Risikofaktor, ebenso soziale Isolation, Angst oder starker Ärger auch über Kleinigkeiten.

Herzkrankheiten und psychische Leiden beeinflussen sich oft gegenseitig. Einerseits haben Menschen, die unter starkem psychischem Stress stehen, ein größeres Risiko, an einer KHK zu erkranken bzw. einen Herzinfarkt zu erleiden. Andererseits steigt nach einem Infarkt das Risiko für psychische Erkrankungen, die sich ungünstig auf die Lebensqualität auswirken und wiederum den Verlauf der Krankheit ungünstig beeinflussen können.

Nach dem Auftreten bzw. der Diagnose einer KHK geraten Menschen häufig in ein Stimmungstief, etwa 20 bis 50 % zeigen depressive Symptome. Viele Patienten und Patientinnen wissen jedoch nicht, dass diese Symptome möglicherweise auf eine behandlungsbedürftige Depression hinweisen können. Sie gehen nicht zum Arzt, die mögliche Erkrankung bleibt dann unerkannt und unbehandelt. Wenn Sie also unter Gefühlen von vermindertem Antrieb, Lustlosigkeit oder gedrückter Stimmung leiden, dann ignorieren Sie solche Symptome bitte nicht, sondern informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Depressionen treten nach einem Herzinfarkt oder der Diagnose einer KHK bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Eine Depression kann sehr gut behandelt werden, damit kehrt auch die Lebensqualität zurück.

Etwa 30 % der Patienten und Patientinnen entwickeln nach einem Herzinfarkt eine Angststörung: Eine Angina Pectoris oder einen Herzinfarkt zu erleiden, ist oft ein bedroh­licher Schock und kann traumatisch sein. Bei Frauen können Angststörungen häufiger auftreten als bei Männern. Sprechen Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behan­delnden Arzt darauf an und holen Sie sich ggf. psychotherapeutische Hilfe. Bitte denken Sie daran, dass Angststörungen gut behandelbar sind.

Auch wenn Sie von Schlafstörungen betroffen sind oder das Gefühl andauernder Einsamkeit spüren, sollte Ihre Ärztin oder Ihr Arzt davon erfahren. Studien haben gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Einsamkeit und dem Neuauftreten einer KHK besteht.

Menschen mit KHK und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird deshalb ein individuell angepasstes, kombiniertes Behandlungskonzept empfohlen, das Sport- und Bewegungstherapie vorsieht und auch Entspannungsverfahren und Stressmanagement-Training beinhaltet. Bei psychischen Erkrankungen kann es durch eine psycho­therapeutische oder medikamentöse Behandlung ergänzt werden.

Männer- und Frauenherzen unterscheiden sich

Es ist bekannt, dass es bemerkenswerte Unterschiede zwischen Männer- und Frauenherzen gibt. Ein besonders bedeutsamer Geschlechtsunterschied betrifft die Symptome, mit denen die KHK sich äußert, aber auch der Zeitpunkt, wann es zu einer Erkrankung kommt und die Risikofaktoren unterscheiden sich.

Anzeichen

Der Brustschmerz („Angina Pectoris“) ist ein flächenhafter Schmerz, der in den Schulterbereich, in die Arme, den Oberbauch oder in Hals und Kiefer ausstrahlen kann. Bei den meisten Betroffenen kommt es zu diesen typischen Beschwerden, die sie wie „ein Gefühl wie ein Panzer um den Brustkorb“ oder „ein Engegefühl mit Ausstrahlung in den linken Arm und in den Hals / in den Kiefer“ beschreiben. Bei manchen Menschen sind die Beschwerden aber weniger eindrücklich und nicht so typisch.

Bei Frauen tritt der typische starke Brustschmerz seltener oder gar nicht auf, dafür häufig ein Enge- oder Druckgefühl. Häufig zeigen sich sogenannte „unspezifische“ Symptome, bei denen man nicht sofort an eine bedrohliche Herzproblematik denkt. Hierzu gehören starke Kurzatmigkeit oder Atemnot, Blutdruckabfall und Schweiß­ausbrüche, Übelkeit, Erbrechen oder Beschwerden im Oberbauch bzw. Magenschmerzen und Sodbrennen, plötzliche extreme Müdigkeit oder starke Erschöpfung.

Oft sind Luftnot, Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch und Erbrechen bei Frauen die einzigen Alarmzeichen. Das kann die ärztliche Diagnose einer Angina Pectoris deutlich erschweren, in die Länge ziehen bzw. dazu führen, dass der Infarkt länger unentdeckt bleibt. Denn solche unspezifischen Symptome haben häufig zum Ergebnis, dass notärztliche Hilfe zu spät oder gar nicht gerufen wird.

Bitte nehmen Sie solche Beschwerden ernst, auch wenn sie diffus und uncharakteristisch sind, sie können mit einer KHK in Zusammenhang stehen und Vorzeichen eines Herzinfarkts sein. Rufen Sie dann sofort notärztliche Hilfe unter der bundeseinheitlichen Rufnummer 112!

Bei Menschen über 75 Jahren können die Symptome einer KHK ebenso unspezifisch sein. Dann bleiben die typischen Schmerzen in der Brust oder im linken Arm aus, stattdessen kommt es zu Übelkeit und Schwindel. Manchmal fehlen die Symptome bei der KHK auch ganz; vor allem ältere Menschen mit Diabetis haben trotz einer KHK oft keinerlei Beschwerden. Dann spricht man von einer „stummen Ischämie“.

Erkrankungsalter

Vor den Wechseljahren (Menopause) haben Frauen ein niedrigeres Risiko als Männer, an einer KHK zu erkranken. Erst im Alter von etwa 60 Jahren tritt die KHK bei Frauen vermehrt auf. Dies liegt an ihrem hormonellen Schutz – denn weibliche Geschlechtshormone wirken wie ein Gefäßschutz, der mit dem Nachlassen der Hormon­produktion abnimmt.

Risikofaktoren

Ein weiterer Geschlechtsunterschied findet sich bei den Risikofaktoren, die das Auftreten einer KHK begünstigen: Frauen, die an Diabetes leiden, haben ein vier- bis sechsfach erhöhtes Risiko, an einer KHK zu erkranken; bei Männern mit Diabetes liegt das Risiko lediglich beim Zwei- bis Vierfachen. Auch der schädigende Effekt des Rauchens ist bei Frauen höher als bei Männern.

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