Die Programme, Angebote und Projekte des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (früher Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) im Programm „Gesund und aktiv älter werden“ werden wissenschaftlich begleitet und evaluiert, um Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung datenbasiert und objektiv zu entwickeln, zu implementieren und auszubauen. Im Zentrum der Untersuchungen steht zum einen die Frage, ob Maßnahmen und Angebote eine Wirkung gezeigt haben und wenn ja, wie stark diese Wirkungen waren (Ergebnisevaluation). Zum anderen dienen die Evaluationen auch dazu, Maßnahmen und Angebote bedarfsgerecht und partizipativ zu entwickeln und Prozesse währenddessen zu erheben und zu optimieren (Prozessevaluation). Die Evaluationen werden gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnerinnen und -partnern durchgeführt.
Übersicht der Evaluationen
Älter werden in Balance: Lebenswelt Kommune
Ein Ziel des Programms „Älter werden in Balance“ war es, die Bewegung älterer Menschen durch die Entwicklung und nachhaltige Umsetzung von Lebensweltansätzen im Setting Kommune zu fördern. Dieser Ansatz wurde mit Kooperationspartnerinnen und -partnern aus drei verschiedenen Modellregionen (Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen) angestoßen. Für den Auf- und Ausbau bewegungsfördernder Strukturen in den Modellkommunen der jeweiligen Regionen wurde ein standardisierter Prozess der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingesetzt. Dieser umfasst verschiedene Schritte - von der Sensibilisierung (politischer) Akteurinnen und Akteure sowie der Entwicklung eines Leitbildes, über die Bedarfserhebung bis hin zur Umsetzung der Maßnahme und einer begleitenden Evaluation.
Das übergeordnete Ziel der Evaluation war es, zu überprüfen, inwieweit dieser standardisierte idealtypische Prozess in den verschiedenen Modellregionen umsetzbar ist und welche förderlichen und hinderlichen Faktoren sich bei der Implementierung in unterschiedlichen Kontexten zeigen.
Kooperationen
- Deutscher Turner Bund (DTB)
- Thüringen: Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. – AGETHUR, Thüringer Volkshochschulverband (TVV), Volkshochschulen (VHS) vor Ort, Landessportbund Thüringen e. V. (LSB)
- Sachsen-Anhalt: Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. (LVG-LSA)
- Hessen: HAGE - Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V., Stadt Offenbach am Main
Zeitraum
2019-2021
Methoden
Die Evaluation des Auf- und Ausbaus von bewegungsförderlichen Strukturen in den Modellkommunen umfasste Prozess- und Ergebnisevaluationen mit Mixed Methods-Ansatz. Die Kooperationspartnerinnen und -partner berichteten über ihr Vorgehen sowie den aktuellen Projektstand im Rahmen von Quartalsberichten. Parallel dazu wurden qualitative Daten in Form von (halb-)strukturierten telefonischen Interviews mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren aus den Modellkommunen erhoben. In allen Modellkommunen wurden außerdem Teilnehmende von verhaltenspräventiven Maßnahmen befragt (mittels standardisierter Fragebögen) sowie die entsprechenden Kurslisten ausgewertet. Zudem fanden in den Modellkommunen in Thüringen wiederholte Querschnittsbefragungen (per Telefon) der älteren Bevölkerung statt.
Ausgewählte Ergebnisse
Die Evaluationen deuten darauf hin, dass die Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie einen erheblichen Einfluss auf die Umsetzung der Maßnahmen hatte (z. B. Verzögerung beim Start von Angeboten, keine kontinuierliche Teilnahme an Kursen).
Die Ergebnisse zeigen, dass sich der idealtypische Prozess zum Auf- und Ausbau bewegungsförderlicher Strukturen in den Kommunen umsetzen lässt und flexibel an die unterschiedlichen Prozesse und insbesondere regionalen Strukturen angepasst werden kann. Es wurden förderliche (z. B. motiviertes Personal, gute Kenntnisse kommunaler Strukturen) und hinderliche (z. B. COVID-19-Pandemie, schwierige finanzielle Ausgangslage, Gewinnung von Ehrenamtlichen) Faktoren identifiziert, die bei der Planung und Umsetzung der bewegungsförderlichen Maßnahmen in den Modellkommunen eine Rolle spielten
Generell lassen sich keine klaren Aussagen zur Wirkung der verhaltenspräventiven Maßnahmen (Bewegungsangebote wie Spaziergruppen, AlltagsTrainingsProgramm (ATP), Bewegungstanz) in den ausgewählten Kommunen treffen. Hier hat sich die COVID-19-Pandemie in zweifacher Hinsicht negativ ausgewirkt. Einerseits hat sie das Verhalten der älteren Menschen eingeschränkt, so dass weniger ältere Menschen an den Bewegungsangeboten teilgenommen oder ihre Kurse beendet haben. Andererseits konnten die Angebote nicht in dem Ausmaß umgesetzt werden. Daher liegen nur begrenzt Daten vor. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Teilnahme an Bewegungsangeboten in den Modellkommunen insgesamt gestiegen ist. Die Bewegungsangebote wurden sehr gut (Durchschnittsnote 1,4) bewertet und fast alle Teilnehmenden würden sie weiterempfehlen. Auch die positiven Auswirkungen einer Kursteilnahme überwiegen. Beispielsweise lassen sich tendenziell Verbesserungen in den Bereich „Wohlbefinden und Gesundheit“ feststellen.
Älter werden in Balance: Lebenswelt Pflege
Im Rahmen des Programms "Älter werden in Balance" wurden in der Lebenswelt Pflegeeinrichtungen bewegungsfördernde Strukturen, die sowohl auf Verhaltensebene als auch auf Verhältnisebene gesundheitsbezogene und ressourcenorientierte Angebote umfassen, auf- und ausgebaut. Dabei stand die Modellregion Berlin mit dem Partner Qualitätsverbund Netzwerk im Alter e.V. (QVNIA e. V.) im Fokus. Das Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB) diente dabei als Türöffner zur Erprobung und Entwicklung von nachhaltigen verhältnisbezogenen Maßnahmen in Pflegeeinrichtungen.
Die von der BZgA konzipierte Prozessevaluation sah vor, die Implementierung bewegungsfördernder Strukturen in Pflegeeinrichtungen zu analysieren und förderliche bzw. hinderliche Faktoren zu identifizieren. Darüber hinaus sollte die Erreichbarkeit der Zielgruppe durch das LMB sowie die Effektivität des LMB-Programms untersucht werden. Um die Implementierung des Lebensweltansatzes einschätzen zu können, bewertete, steuerte und gewährleistete QVNIA e. V. die qualitätsgerechte Umsetzung aller Maßnahmen im Rahmen ihrer internen Qualitätssicherung.
Kooperationen
- Qualitätsverbund Netzwerk im Alter e.V. (QVNIA e. V.)
Zeitraum
2019-2021
Methoden
Für die geplante Evaluation der BZgA wurde ein detailliertes Konzept sowie Unterlagen für die Rekrutierung der Pflegeeinrichtungen und für die Datenerhebung erarbeitet. Aufgrund der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen in Pflegeeinrichtungen konnten nicht genügend Einrichtungen für eine Teilnahme an der Evaluation rekrutiert werden.
Für die interne Qualitätssicherung durch QVNIA e. V. wurden die Übungsleitenden der LMB-Kurse an zwei verschiedenen Zeitpunkten (nach 2-4 Trainingseinheiten der jeweiligen LMB-Gruppe, 4 Monate nach Start der jeweiligen LMB-Gruppe) mittels Fragebogen zum Leistungsstand der Kursteilnehmenden und zur Programmqualität des LMB befragt. Eine Befragung der Kursteilnehmenden und deren Bezugspflegekräfte fand ebenfalls zu verschiedenen Zeitpunkten statt (Beginn der LMB-Gruppe und ca. vier Monate nach der Erstbefragung). Mittels Fragebogen wurden Leistungsstandstand, Motivation und Bewegungsverhalten ermittelt. Darüber hinaus erfolgte eine kontinuierliche Erhebung der Gruppengrößen und Gruppenanzahlen.
Ausgewählte Ergebnisse
Laut den Untersuchungsergebnissen von QVNIA e. V. bewerteten die Übungsleitenden die Betreuung, Qualität und Vermittlung von Fachwissen und praktischen Fähigkeiten in den Schulungen zum LMB durchweg positiv. Nach Einschätzung sowohl der Übungsleitenden als auch der Kursteilnehmenden konnte der Mobilitätstatus der älteren Menschen, die am LMB teilnahmen, erhalten bleiben. Eine starke Verbesserung zeigte sich vor allem beim Treppensteigen und bei der Fortbewegung im freien Gelände. Eine leichte/mittlere Verbesserung zeigte sich in weiteren Bereichen, z. B. bei der Mobilität im Zimmer und im Wohnbereich sowie beim Aufstehen oder beim Stehen. Mehrheitlich konnten auch die Alltagskompetenzen wie Köperpflege und Schuhe anziehen erhalten bleiben. Jeweils über 80 Prozent der Teilnehmenden stimmten zu beiden Befragungszeitpunkten völlig zu, motiviert zu sein, das LMB zweimal in der Woche durchzuführen bzw. empfahlen das LMB für andere weiter.
AlltagsTrainingsProgramm (ATP): Pilotphase
Um dem Bewegungsmangel älterer Menschen durch gesundheitssportliche Aktivität entgegenzuwirken, hat die BZgA gemeinsam mit Koorperationspartnerinnen und -partnern aus Wissenschaft und Sport das AlltagsTrainingsProgramm (ATP) entwickelt.
Für diese erste Evaluation des ATP waren Fragestellungen zum Erreichen der Zielgruppe sowie zur Akzeptanz, Wirksamkeit und Umsetzung des ATP zentral. Darüber hinaus wurden förderliche und hinderliche Faktoren für die Implementierung des Programms sowie Verbesserungsvorschläge erfasst.
Kooperationen
- Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS)
- Deutscher Olympischer Sportbund e. V. (DOSB)
- Deutscher Turner-Bund e. V. (DTB)
- Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. (LSB NRW)
Zeitraum
April bis Dezember 2016
Methoden
Die Evaluation umfasste Erst- und Verlaufsbefragungen von Kursteilnehmenden und Übungsleitenden mittels Fragebögen sowie Interviews mit Expertinnen und Experten des organisierten Sports.
Ausgewählte Ergebnisse
Die Beurteilung des ATP-Kurses durch die Teilnehmenden fiel insgesamt sehr positiv aus. Die Übungsleitenden bewerteten das Angebot ebenfalls durchschnittlich mit "gut". Die befragten Expertinnen und Experten sahen im ATP die Möglichkeit, ein innovatives Bewegungsangebot für eine bisher wenig berücksichtige Zielgruppe in die verschiedenen Strukturen des organisierten Sports zu implementieren.
AlltagsTrainingsProgramm (ATP): Vulnerable Gruppen
Im Rahmen des Pilotprojekts "AlltagsTrainingsProgramm (ATP) für vulnerable Gruppen" sollten vor allem ältere Menschen mit Migrationshintergrund, ältere Menschen aus strukturschwachen Regionen sowie pflegende Angehörige angesprochen werden.
Mit der Evaluation sollte ermittelt werden, wie die genannten Zielgruppen am besten erreicht werden können und welche förderlichen und hinderlichen Faktoren es gibt.
Kooperationen
- Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS)
- Deutscher Olympischer Sportbund e. V. (DOSB)
- Deutscher Turner-Bund e. V. (DTB)
- Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. (LSB NRW)
- Hochschule Magdeburg-Stendal
Zeitraum
Januar bis Dezember 2018
Methoden
Für die Evaluation wurden Übungsleitende, Teilnehmende (ältere Menschen mit Migrationshintergrund, ältere Menschen aus strukturschwachen Gebieten, ältere Menschen aus ländlichen Gebieten, pflegende Angehörige) sowie Verantwortliche in den beteiligten Sportvereinen mittels Fragebögen befragt. Darüber hinaus fanden Fokusgruppeninterviews mit den Übungsleitenden und Netzwerkpartnerinnen und -partnern statt.
Ausgewählte Ergebnisse
Die befragten Übungsleitenden waren von dem Kursprogramm überzeugt und die Mehrzahl gab an, dass die Inhalte des ATP-Kurses für die vulnerablen Gruppen angemessen waren. Die Rückmeldung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fiel ebenfalls sehr positiv aus.
Fazit
Grundsätzlich konnten mit dem Projekt die oben genannten Zielgruppen erreicht werden, wenn auch nicht immer im erhofften Umfang. Allerdings zeigte sich, dass der Erfolg eines Bewegungsangebotes für vulnerable Gruppen von verschiedenen Faktoren (z. B. Dauer der Akquise von Teilnehmenden, Netzwerk(-bildung), Ansprache der Zielgruppe, Aufklärung der Zielgruppe die Bedeutung von Bewegung) abhängt und immer im Kontext zu betrachten ist. Anregungen, um ältere Menschen aus vulnerablen Gruppen für Bewegungsangebote zu gewinnen, bietet der abschließende Projektbericht.
AlltagsTrainingsProgramm (ATP): Kombiförderung
Die Durchführung des ATP-Dauerangebots im Anschluss an den ATP-Kurs zielt darauf ab, den Kurs als dauerhaftes Angebot zu implementieren und so die Nachhaltigkeit des Kurses zu gewährleisten. Die Teilnehmenden sollen vom Bewegungseinstieg (ATP-Kurs) und über den Alltagstransfer zu einer langfristigen Stabilisierung (ATP-Dauerangebot) bewegungsförderlicher Aktivitäten im Rahmen eines Gruppenangebots gelangen.
Die Durchführung der ATP-Kurse und der ATP-Dauerangebote wurde wissenschaftlich begleitet mit dem Ziel, Erfolgsfaktoren und Hindernisse beim Übergang von einer zur anderen Variante zu identifizieren.
Kooperationen
- Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS)
- Deutscher Olympischer Sportbund e. V. (DOSB)
- Deutscher Turner-Bund e. V. (DTB)
- Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. (LSB NRW)
Zeitraum
November 2019 bis November 2021
Methoden
Die Evaluation erfolgte mittels eines Mixed-Methods-Designs, das qualitative und quantitative Ansätze vereint. Eingesetzt wurden: Dokumentationsbögen für Übungsleitende, Fragebögen für Teilnehmende sowie Telefoninterviews für ausgestiegene Teilnehmende.
Ausgewählte Ergebnisse
Teilnehmende
Die meisten befragten Personen nahmen an den ATP-Angeboten teil, um ihre körperliche Aktivität zu steigern, ihre Gesundheit zu verbessern und Freude/Spaß an Bewegung zu haben. Die meisten Teilnehmenden der ATP-Kurse wollten entweder im Anschluss das ATP-Dauerangebot besuchen oder waren noch unentschlossen; die wenigsten Teilnehmenden verneinten von vornherein ein Interesse am ATP-Dauerangebot. Ein wichtiger Grund für die Teilnahme am ATP-Dauerangebot waren positive Erfahrungen mit dem ATP-Kurs. Über die Hälfte der Teilnehmenden des ATP-Kurses und etwas weniger als die Hälfte der Teilnehmenden des ATP-Dauerangebots waren zum Befragungszeitpunkt kein Mitglied in einem Turn-/Sportverein. Über die Hälfte dieser Personen konnte sich jedoch grundsätzlich eine Mitgliedschaft vorstellen.
Ausgestiegene Teilnehmende
Die häufigsten Gründe für den Ausstieg aus einem ATP-Kurs waren die Teilnahme an einem anderen Bewegungsangebot (35 Prozent), gesundheitliche Einschränkungen (33 Prozent), unpassende Rahmenbedingungen (22 Prozent) und fehlende Motivation (15 Prozent). Auch die COVID-19-Pandemie spielte eine Rolle.
Übungsleitende
Die Auswertung der Dokumentationsbögen zeigte, dass die meisten Kurse unter der Woche zwischen 10 und 12 Uhr stattfanden. Am häufigsten wurden die Kurse über persönliche Ansprache, Pressetexte und Aushänge/Flyer/Plakate beworben.
Fazit
Auf Grundlage der Ergebnisse wurden für Vereine Handlungsempfehlungen zur Überführung von einem ATP-Kurs in ein ATP- Dauerangebot entwickelt.
Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB): Implementierung
Das Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB) ist ein körperlich, geistig und sozial aktivierendes präventives Programm zur Bewegungsförderung für ältere Menschen mit körperlichen und ggf. zusätzlich kognitiven Einschränkungen.
Das LMB wurde während der Entwicklung und modellhaften Implementierung in Pflegeeinrichtungen der Stadt Lübeck wissenschaftlich begleitet. Ziel der Evaluation war es, fördernde und hemmende Einflussfaktoren auf die Implementierung sowie zu erwartende Hürden bei der Verstetigung des Programms zu identifizieren und zu analysieren.
Kooperationen
- Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck (FGL)
- Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW)
Zeitraum
2015-2018
Methoden
Es wurden sowohl qualitative und quantitative Erhebungsmethoden eingesetzt:
- teilstrukturierte und problemzentrierte Interviews mit Mitarbeitenden der beteiligten Einrichtungen (Leitung, Qualitätsmanagement, Pflege) und den Übungsleiterleitenden
- teilnehmende Beobachtungen an Übungseinheiten und projektrelevanten Besprechungen sowie die Analyse von Projektdokumenten
- Erfassung relevanter Gesundheits- und Selbstversorgungsdaten der teilnehmenden Bewohnenden
- schriftliche Erhebung zu den strukturellen Rahmenbedingungen und der Organisationskultur in den Einrichtungen
Ausgewählte Ergebnisse
Das LMB wurde gut angenommen und stieß auf eine langfristig stabile Teilnahmemotivation. Nach Beobachtung der Übungsleitenden zeigten sich bei den Teilnehmenden positive Effekte auf die körperliche und geistige Aktivität wie auch auf das soziale Miteinander. Aus der Perspektive der Übungsleitenden stellte bei der Umsetzung des LMB vor allem der verbundene hohe Zeitaufwand eine große Hürde dar.
Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB): Effekte
Ziel des Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB) ist es, Muskelkraft, Gleichgewicht und Ausdauer der älteren Menschen zu trainieren, sie simultan kognitiv anzuregen und ihre soziale Interaktion zu fördern.
Mit dieser Evaluation wurde die Wirksamkeit des LMB in den Bereichen Selbsthilfefähigkeit, Mobilität, Koordination, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Kognition untersucht.
Kooperationen
- Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck (FGL)
- Abteilung Supportivangebote Sport- und Bewegungstherapie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (Campus Kiel)
- Institut für Sportwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Zeitraum
2015-2018
Methoden
Für die Evaluation wurden in einer Längsschnittstudie 171 Teilnehmende des LMB-Programms (Interventionsgruppe) mit 84 Personen, die an anderen Bewegungsangeboten teilnahmen (Kontrollgruppe), mittels verschiedener Tests (z. B. 4‑Meter-Gehtest, Einbeinstand, 8‑Punkte-Greifraum-Test, Handkraft) miteinander verglichen.
Ausgewählte Ergebnisse
Im Verlauf eines Jahres konnten präventive Effekte in allen untersuchten Bereichen (Selbsthilfefähigkeit, Mobilität, Koordination, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Kognition) festgestellt werden, jedoch mit Unterschieden in Stärke und Zeitpunkt des Maximaleffektes. Beispielsweise verbesserte sich bei den LMB-Teilnehmenden die Fähigkeit, von einem Stuhl aufzustehen, der Stand mit geschlossenen Augen, das Gehen mit und ohne Ablenkung und die Ausdauer. Im Vergleich zur Interventionsgruppe zeigten sich bei den Mitgliedern der Kontrollgruppe Verschlechterungen. Auch die Motivation zur Langzeitteilnahme am LMB war hoch.
Fazit
Das LMB trägt dazu bei, die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit im Alter zu erhalten oder sogar zu verbessern, soziale Kontakte zu intensivieren und die Lebensqualität der Teilnehmenden positiv zu beeinflussen.
Impulsgeber Bewegungsförderung
Der Impulsgeber Bewegungsförderung wurde im Rahmen des Programms „Älter werden in Balance“ als digitales Planungstool konzipiert, um kommunale Akteurinnen und Akteure dabei zu unterstützen, langfristig Bewegungsförderung in Prozesse, Strukturen und Entscheidungen von Kommunen zu integrieren und somit die Mobilität älterer Menschen zu verbessern.
Der Impulsgeber Bewegungsförderung wurde im Hinblick auf die User-Experience mehrfach getestet, um eine optimale Usability des Onlineangebotes zu gewährleisten und die Akzeptanz in der Zielgruppe sicherzustellen. Zusätzlich wurde die Pilotierung des Impulsgeber Bewegungsförderung in drei hessischen Modellkommunen von Februar bis Juli 2022 evaluiert. Ziel war es, zu untersuchen, ob und wie die Anwendung des digitalen Planungstool in kommunalen Settings gelingen kann.
Kooperationen
- Deutscher Turner Bund (DTB)
- Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. – AGETHUR
- Thüringer Volkshochschulverband (TVV)
- Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. (LVG-LSA)
- HAGE - Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.
- Modellkommunen des Programms „Älter werden in Balance“
Zeitraum
2021-2022
Methoden
Vor sowie nach Onlinegang wurde der Impulsgeber Bewegungsförderung einer Testung durch kommunale Nutzende unterzogen, um Aussagen zu Inhalt, Seriosität/Vertrauen, Nutzerfreundlichkeit, Ästhetik/Gefallen, Gesamtbewertung und Gesamteindruck zu erhalten. Dafür wurden (halb-)strukturierte qualitative Interviews und quantitative Befragungen (Erstbefragung: Juli/August 2021, Folgebefragung: Juni bis August 2022) durchgeführt.
In der Pilotierungsphase wurde die Nutzung des Onlineangebotes durch die Akteurinnen und Akteure in den Modellkommunen sowohl qualitativ (mittels Leitfadeninterviews) als auch quantitativ (mittels Website-Monitoring) ausgewertet.
Ausgewählte Ergebnisse
Zu beiden Befragungszeitpunkten der Testung durch Nutzende fielen die Rückmeldungen eher positiv bzw. positiv aus. Der Impulsgeber Bewegungsförderung hinterließ einen positiven Ersteindruck als ansprechend gestaltetes Tool mit gebündelten Informationen zum Thema kommunale Bewegungsförderung älterer Menschen. Insgesamt wurde das Onlineangebot als hilfreiche Unterstützung im Arbeitsalltag wahrgenommen. Der Nutzwert wurde als groß eingeschätzt, besonders von den Interviewten in einer kommunalen Anstellung. Die in den Befragungen ermittelten Änderungsbedarfe wurden gesammelt und ausgewertet. Verbesserungsbedarf wurde insbesondere im Bereich Nutzerfreundlichkeit ermittelt. Zudem sollte ein größerer Praxisbezug hergestellt werden. Die Rückmeldungen bildeten die Grundlage für die Weiterentwicklung, z. B. die Bereitstellung zusätzlicher Erklärfilme und des Leitfadens Selbstevaluation.
Im Rahmen der Pilotierung wurde der Impulsgeber Bewegungsförderung von den Akteurinnen und Akteuren in den ausgewählten Modellkommunen gut angenommen und als hilfreiches Instrument zum strukturellen Aufbau von Bewegungsförderung älterer Menschen im kommunalen Setting wahrgenommen. Das Onlineangebot konnte entweder die positiven Erwartungen bestätigen oder er konnte Interviewte, die kaum Erwartungen hatten, positiv überraschen. Demnach gebe das digitale Planungstool Struktur, liefere Argumentationshilfen, sei verständlich aufgebaut und vielfältig anwendbar.
Bewegte Pause
Bei der "Bewegten Pause" handelt es sich um eine kurze Aktivpause von fünf bis zehn Minuten, die in sitzintensiven Kursen der Erwachsenenbildung zur Aktivierung der Teilnehmenden durchgeführt wird. Im Rahmen des Projekts wurden haupt- und ehrenamtliche Kursleitungen, die Interesse an der Umsetzung in ihren eigenen bewegungsfremden Kursen hatten, durch Multiplikatorinnen und -Multiplikatoren des Deutschen Roten Kreuzes für die Durchführung der "Bewegten Pause" geschult. Darüber hinaus wurde ein Leitfaden als Anleitung für die eigenständige Umsetzung der Aktivpausen entwickelt.
Die Evaluation diente primär der Weiterentwicklung der Schulung und des Angebots der „Bewegten Pause“.
Kooperationen
- Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
Zeitraum
Juli bis November 2021
Methoden
Für die Evaluation wurden die Kursleitungen zu ihrer Schulung, zur Durchführung der Kurse und zum Leitfaden befragt. Zusätzlich erfolgte eine Befragung der Personen, die an den „Bewegten Pausen“ teilgenommen hatten. Die Evaluation der Schulung und des Leitfadens zur „Bewegten Pause“ wurde als Online-Umfrage umgesetzt. Die Evaluation der Durchführung der „Bewegten Pause“ erfolgte entweder mittels Fragebogen im Paper-Pencil-Format oder als Online-Umfrage. Die Auswertung aller Fragebögen erfolgte durch die BZgA.
Ausgewählte Ergebnisse
Schulung
Der Aufbau der Schulung, die Auswahl und Vermittlung der Inhalte sowie der Aufbau von Kompetenzen im Rahmen der Schulung wurden von den Kursleitungen äußerst positiv bewertet. Sie gaben überwiegend an, im Rahmen der Schulung Wissen über den Zusammenhang von Bewegung und Gesundheit sowie Kompetenzen im Anleiten der "Bewegten Pause" erworben zu haben. Auch auf die eigenständige Durchführung der "Bewegten Pause" fühlten sie sich durch die Schulung insgesamt gut vorbereitet.
Leitfaden
Der Leitfaden zur "Bewegten Pause" wurde im Durchschnitt mit der Schulnote 1,81 bewertet. Die Kursleitungen gaben an, dass der Leitfaden verständlich sei und dass die Bewegungsübungen überwiegend nachvollziehbar dargestellt seien. Zudem stelle der Leitfaden eine gute Grundlage sowohl für die Wissensvermittlung hinsichtlich der Bedeutung von Bewegung für Gesundheit und Wohlbefinden als auch für die eigenständige Anleitung der "Bewegten Pause" dar.
Durchführung der Kurse
Die Bewegungsübungen, die Durchführung der "Bewegten Pause" sowie die eigenen Kompetenzen im Zusammenhang mit der Durchführung wurden von den Kursleitungen einheitlich sehr positiv bewertet. Alle Kursleitungen gaben an, dass sich die „Bewegte Pause“ ohne größeren Aufwand in den Ablauf ihrer Kursangebote integrieren ließ und dass sie eine gelungene Ergänzung in sitzintensiven Kursen darstellt.
Vergleichbare Aussagen wurden auch von den Personen gemacht, die an einer "Bewegten Pause" teilgenommen hatten: Sie bewerteten das Angebot sowohl hinsichtlich der Bewegungsübungen als auch hinsichtlich der Anleitung durch die Kursleitung insgesamt sehr positiv. Die Teilnehmenden gaben an, dass die Bewegungsübungen eine gelungene Ergänzung zum eigentlichen sitzintensiven Kurs darstellten, sich gut in Alltagskleidung und auf begrenztem Raum durchführen ließen und einfach umzusetzen waren.
Fazit
Sowohl die Schulung zur "Bewegten Pause" als auch die Durchführung wurden insgesamt sehr positiv bewertet. Die hohe Weiterempfehlungsrate in Verbindung mit der positiven Bewertung einzelner Aspekte spricht für das Schulungsangebot. Ebenso wird das Format der "Bewegten Pause" sowohl von Kursleitungen als auch Teilnehmenden gleichermaßen geschätzt und sollte nach Möglichkeiten auch in weiteren Kursen der Erwachsenenbildung zur Anwendung kommen.