15.05.2025
DIW-Studie beleuchtet kognitive Fähigkeiten im Lebensverlauf – Späterer Abbau als bislang angenommen – Lesefähigkeiten nehmen erst ab Mitte 40 ab, Rechenkompetenzen ab Anfang 40 – Aktive Nutzung und lebenslanges Lernen können kognitive Alterung verlangsamen
Kognitive Fähigkeiten wie Lesen und Rechnen bleiben bis weit ins mittlere Erwachsenenalter stabil – vorausgesetzt, sie werden regelmäßig genutzt. Dies ist die zentrale Erkenntnis einer Studie von Forschenden des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), dem ifo Institut und der Stanford University. Die Untersuchung basiert auf einzigartigen deutschen Längsschnittdaten der internationalen PIAAC-Befragung (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) und widerlegt bisherige Querschnitts-Studien, denen zufolge geistige Fähigkeiten bereits ab dem 30. Lebensjahr abnehmen.
Lebenslanges Lernen als Schlüssel zum Erhalt kognitiver Fähigkeiten
Die Wissenschaftler*innen zeigen, dass Lesefähigkeiten im Durchschnitt bis zum Alter von etwa 45 Jahren und Rechenfähigkeiten bis 40 Jahre zunehmen. Erst danach setzen altersbedingte Rückschritte ein – und selbst diese betreffen hauptsächlich Menschen, die ihre Fähigkeiten im Alltag oder Beruf seltener einsetzen.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass lebenslanges Lernen der Schlüssel zum Erhalt kognitiver Fähigkeiten sein kann“, sagt Studien-Mitautorin Lavinia Kinne vom DIW Berlin. „Sowohl im Alltag als auch im Beruf können Kompetenzen durch regelmäßige Nutzung gefördert werden.“
Die Studie betont auch die wirtschaftliche Relevanz der Erkenntnisse: Die geistige Leistungsfähigkeit ist nicht nur wichtig für das Einkommen des Einzelnen, sondern auch für gesellschaftlichen Wohlstand und Wachstum. Umso wichtiger sei es für Politik, Unternehmen und Gesellschaft, den Fokus nicht nur auf das frühe Lernen in Schulen sowie weiterführender Ausbildung zu legen, sondern auch die Kompetenznutzung von alternden Erwachsenen zu fördern.
Studie im DIW Wochenbericht 20/2025
Zitiert nach einer Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) vom 15.05.2025